Schnellere Reaktionszeiten und Asien als Absatzmarkt
Der konstant niedrige Öl- und Gaspreis hat die Nachfrage für elektrische Motoren sehr stark negativ beeinflusst. ATB Schorch hat auf die Umsatzeinbrüche mit einem Personalabbau reagiert, blickt aber jetzt wieder nach vorne. Mit „schlanken“ Unternehmensstrukturen, schnellen Reaktionszeiten und der Erschließung weiterer Absatzmärkte u.a. des asiatischen Marktes, soll die Absatzkrise überwunden werden.
Der Markt für elektrische Motoren ist volatil und seit einigen Jahren rückläufig, insbesondere bei Großantrieben. Der niedrige Öl- und Gaspreis hat auch die Bereitschaft der Öl- und Gasunternehmen erheblich verringert, in neue Projekte und neue Motoren zu investieren. Zwar gibt es auch noch weitere Segmente z.B. Antriebe für Marineapplikationen und Prüfstandsanwendungen, wo die Umsätze für Schorch weitgehend stabil geblieben sind, aber das Öl- und Gasgeschäft ist weitgehend dominierend. „Und genau deswegen sind in den letzten Jahren die Umsatzzahlen dramatisch eingebrochen“, erklärt Schorch-Geschäftsführer Michael Grüner.
Weiterer Personalabbau bisher nicht geplant
2013 hatte Schorch noch einen Umsatz von rund 80 Millionen Euro und letztmalig einen operativen Gewinn erwirtschaftet. Der Umsatz im vergangenen Jahr lag lediglich bei 50 Millionen und wird weiter rückläufig sein. Da das Geschäft mit elektrischen Motoren langfristig aufgebaut ist, ist auch für 2017 nicht mit einer Verbesserung der Situation zu rechnen. Das Unternehmen musste reagieren und trennte sich bereits in der Vergangenheit betriebsbedingt von 115 Mitarbeitern. Rund 400 Mitarbeiter sind derzeit beim Maschinenbauer beschäftigt. „Und wir würden gerne auch diese Personalstärke beibehalten. Wenn das Geschäft wieder anzieht, brauchen wir unsere Fachkräfte. Wir müssen unsere Kosten deutlich reduzieren, einen weiteren Personalabbau kann ich dabei nicht generell ausschließen, ist jedoch bisher nicht geplant “, betont Gilbert Faul vom ATB-Mutterkonzern, der als „Chief Operating Officer“ das Schorch-Management derzeit unterstützt.
Stärker auf Kunden zugehen
Das Unternehmen sieht andere Ansatzpunkte, wie die Talsohle erfolgreich durchschritten werden kann. Die Organisationsstrukturen sollen den modernen Anfordernissen angepasst werden. Geplant sind eine Optimierung der Unternehmensprozesse und verbesserte Lieferzeiten. „Da sehe ich erhebliches Potenzial. Schnelle Reaktionszeiten bedeuten eine höhere Kundenzufriedenheit sowie schnelleres Geld von den Kunden“, so Faul. Die Idee einer Prozessoptimierung durch kleinere und schneller operierende Einheiten innerhalb des derzeit starren Schorch-Konstrukts wurde von einem zehnköpfigen Team erarbeitet, bestehend aus Schorch-Mitarbeitern sowie ATB-Mitarbeitern aus anderen Unternehmen. In vielen Workshops und Interviewrunden wurde eine Restrukturierung erarbeitet. Die Botschaft ist klar: „Ja, wir haben schwierige Zeiten, aber wir wollen sie nutzen, um uns zu verbessern und eine noch stärkere Kundenbindung zu erreichen. Der Markt verlangt nach kürzeren Lieferzeiten und die wollen wir ihm geben. Das könnte ein Wettbewerbsvorteil sein“, so Grüner.
Joint Venture mit chinesischem ATB-Werk angedacht
Des Weiteren ist angedacht, den asiatischen Markt , insbesondere China als Absatzmarkt verstärkt in den Fokus zu rücken. Mit einem ATB-Schwesterwerk in China soll ein Joint Venture gegründet werden, um in diesem Markt weiter Fuß zu fassen. „Und das geht nur mit einer Produktionsstätte in China“, betont Faul. Mit einer Komponente aus Mönchengladbach wurde in Fernost ein Testlauf gestartet, inwieweit der chinesische Partner überhaupt für den chinesischen Markt produzieren kann. „Das hat nichts mit einer Verlagerung zu tun“, betont der ATB-Mann. Die Bedenken der Belegschaft, dass die chinesische Wolong-Gruppe als Eigentümer des österreichischen Mutterkonzern ATB den Abtransport nach China organisiere, hält Faul für völlig abwegig. „Wenn der Markt wieder anzieht, braucht der Eigentümer die Fachkräfte und das Know-How in Deutschland. Gemeinsam wollen wir die Durststrecke überwinden, weil wir langfristig an den Erfolg glauben. Wenn die Öl- und Gaspreise wieder steigen, kommen auch die Aufträge. Und dann wollen wir gut gerüstet sein.“